Der Autor Christian Hardinghaus, der mir aus „Die verlorene Generation“ und „Ein Held dunkler Zeit“ – übrigens beides Bücher, für die ich die volle Punktzahl vergeben habe – bestens bekannt ist, hat auch mit der Spionin der Charité wieder einen exzellent recherchierten Roman vorgelegt. Sicher trug mein Vorabwissen dazu bei, mich hier recht schnell zurecht zu finden, so dass ich der Geschichte gut folgen konnte. Ich freute mich sehr, dass hier scheinbar ein junger Journalist Interesse an der Geschichte rund um Sauerbruch und Kolbe zeigte, wohingegen sich viele Menschen nach dem Krieg doch lieber in das Deckmäntelchen des Schweigens hüllten und vorgaben, entweder alles vergessen zu haben oder – noch besser – von gar nichts gewusst haben wollten. Ähnlich geht es Liliy, die schließlich bereitwillig auspackt und uns als Leser somit das ganze Leid von damals miterleben lässt.
Obwohl es sich an manchen Stellen fast wie ein Sachbuch gibt, schafft der Autor es, den Spannungsbogen durch das Buch hinweg zu halten und den Hörer oder Leser an die Story zu fesseln. Er orientiert sich an wahren Begebenheiten, bedient sich jedoch der schriftstellerischen Freiheit, einige Namen zu ändern und sicher auch den ein oder anderen Verlauf ein wenig anzupassen. Dennoch spürt man deutlich die Gefahr, die für die Mitglieder der Widerstandsbewegung bestanden haben muss, und wieder und wieder ziehe ich meinen Hut vor ihrem Mut.
Der manchmal ein wenig trocken anmutende Schreibstil wird durch den genialen Schluss auf jeden Fall wett gemacht, sodass ich hier sehr gerne vier von fünf Sternen gespickt mit einer Lese- bzw. Hörempfehlung an alle geschichtsinteressierten Leser vergebe.
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