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AutorenbildIsabel (engineerwife)

"Was Lage ist, bestimme ich!"

Wer die Romane von Marie Lacrosse, vielen auch bekannt unter ihrem tatsächlichen Namen Marita Spang, kennt, weiß, dass sie mit dünnen Büchlein nichts anfangen kann. So bringt der erste Teil ihrer neuen Reihe mit knapp 720 Seiten wieder mal stolze 650g auf die Waage. Aber keine Sorge, es sind 720 Seiten bester Unterhaltung, die sich rund um die Familien Jandorf, Bergmann und Krause ranken, die alle drei mit dem neuen Kaufhaus des Westens eng verbunden sind. Mit Bild- und Wortgewalt bricht der Roman auf seine Leser rein. Schnell hatte ich mich festgelesen und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Wie von der Autorin gewohnt, hat sie auch diesmal nicht an Recherchearbeit gespart und zeichnet ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit. Schnell lernte ich nicht nur den Glanz und Glitter der Welt der Reichen und der Schönen, sondern auch Armut und Kummer der weniger Glücklichen in Berlin kennen. Aber auch die Oberschicht Berlins wird schnell zurechtgestutzt als der Erste Weltkrieg mit seinen tödlichen Waffen zuschlägt. Es sind vor allem die Frauen, die nun vieles am Laufen halten – Rieke und ihre Mutter Käthe Krause, die sich nicht nur einen alkoholkranken, arbeitslosen Vater und Mann vom Leib halten müssen, sondern zudem auch noch viele Stunden harte Arbeit leisten, um die Familie vorm Verhungern zu bewahren, sowie Judith und ihre Mutter Rebekka Bergmann, die sich den Ärmsten der Armen im Scheunenviertel widmen.

Durch die Wahl ihrer abwechslungsreichen Charaktere gelingt es der Autorin wunderbar das Augenmerk immer wieder auf einen anderen Aspekt der Zeit und Umgebung zu lenken. So reiste ich auf die Schlachtfelder in Verdun, speiste im feinen Salon des KaDeWe, wehrte mich als Frau gegen die Vorbehalte der Männer in der Universität und wurde leider auch mehr als einmal Zeuge des Verhaltens gewalttätiger Männer gegenüber wehrlosen Frauen. Ich verfolgte die Politik und den ständigen Machtwechsel und sah traurigerweise auch Vorboten der weiteren Entwicklungen, insbesondere gegen Juden, in den kommenden Jahren.

Ich muss ehrlich sein, manchmal hätte ich mir ein wenig mehr Roman und ein bisschen weniger geschichtliche Tatsachen gewünscht. Zwischendurch hatte ich streckenweise das Gefühl, dass die Freuden und Leiden einiger Charaktere dadurch etwas in den Hintergrund traten. Trotzdem habe ich diesen Roman sehr genossen und fiebere schon Band zwei entgegen. Gerne vergebe ich für das Haus der Träume satte vier von fünf Sternen und spreche eine absolute Leseempfehlung für all die Leserinnen und Leser aus, die wie ich ein Familiensaga-Junkie sind und eine gute Recherche zum Roman zu schätzen wissen.


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