Romane, die die Realität mit einflechten und auf wahren Tatsachen beruhen, faszinieren mich immer sehr. So nahm mich auch die Geschichte rund um die Familie zu Haiden recht schnell gefangen. Wie es zu Ende des 19. Jahrhunderts in den besseren Familien so gang und gebe war, sollte sich auch Tochter Vicki dem Willen der Eltern beugen und, wenn sie schon nicht gleich heiraten wollte, eine Ausbildung zur Lehrerin machen. Doch diese denkt gar nicht daran sich an die Vorgabe der Eltern zu halten und folgt ihrem Traum zurück nach Hamburg um den vielen Cholerakranken vor Ort zu helfen. Gemeinsam mit dem in Ungnade gefallenen Arzt Dr. Johannes Dreyer kämpfen die beiden um das Überleben der erkrankten Menschen bis ihnen Vickis Vater einen Strich durch die Rechnung macht. Wenn dieser jedoch gemeint haben sollte, dass seine Tochter geläutert nach Hause zurückkehrt, so könnte er nicht falscher gewettet haben …
Neben Vickis ganz persönlicher Geschichte, hat mich bei diesem Roman auch besonders die interessant geschilderte Entwicklung der Medizin begeistert. Eindringlich, ohne den Lehrerfinger zu erheben, weist der Autor Wolf Serno auf die katastrophalen Bedingungen in den Armenvierteln der damaligen Zeit hin, die mich als Leserin wundern ließen, dass seinerzeit nicht noch viel mehr Menschen erkrankten und starben. Neben der Entdeckung der Röntgenstrahlen findet auch der Streik der Hafenarbeiter und der ewige Kampf der Frauen um Gleichberechtigung einen Platz in diesem interessanten Roman, der natürlich gleich Vorfreude auf den nächsten Band der Trilogie in mir geweckt hat. Mit ein klein wenig Luft nach oben vergebe ich wohlverdiente, starke vier von fünf Sternen verbunden mit einer absoluten Hör- bzw. Lesempfehlung. Mal wieder ein Historienschmöker der Extraklasse!
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