Die Blaubeerplücker in Maine ...
- Isabel (engineerwife)
- vor 5 Stunden
- 2 Min. Lesezeit
Dieses berührende Hörbuch transportierte mich zurück ins Jahr 1962 und gab mir tiefe Einblicke in das Leben einer indigenen Familie aus Nova Scotia, die jeden Sommer mit der ganzen Familie nach Maine reisen, um dort ihren Lebensunterhalt auf den Blaubeerfeldern zu bestreiten. Eigentlich ist es wie jedes Jahr, doch diesmal zerstört ein schrecklicher Verlust die „Idylle“ der Familie. Die erst vierjährige Ruthie verschwindet spurlos, als ihr auch erst sechsjähriger Bruder sie kurz allein lässt. Jegliche Suchversuche verlaufen im Sand. Während die ganze Familie unter dieser Ungewissheit über ihren Verbleib durchgeschüttelt wird, leidet besonders Charles sein Leben lang unter diesem Trauma. Er gibt sich selbst die Schuld, fängt schon früh an zu trinken und ist nahezu unfähig eine eigene Beziehung zu führen.
Zeitgleich erfährt man Hörer von einem kleinen Mädchen namens Norma, die in einer gut situierten Familie aufwächst. Während ihr Vater, ein Richter, sich ihr gegenüber eher distanziert verhält, ist ihr Mutter eine wahre Übermutter, die ihr kleines Mädchen nicht aus den Augen lässt. Norma liebt die Beide, fühlt sich aber dennoch nicht wirklich „zu Hause“. Träume und Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit treiben sie um, doch ihre Fragen werden von den Eltern nicht beantwortet, ja nahezu verdrängt. Schließlich nimmt sie die Schwester ihrer Mutter, sie ein wenig unter die Fittiche. Sie weiß natürlich genau, was damals passiert ist und wo die kleine Norma herkommt.
Mit „Beeren pflücken“ hat die Autorin Amanda Peters ein Werk geschaffen, das mich schwer losließ. Norma und Joe mit ihren Familien begleiten zu dürfen, hat mich fast ein wenig demütig gemacht. Es ist ein melancholischer Roman, der seine Hörer mitnimmt in die Welt voller Ungewissheit, Schuldgefühle und einem Trauma, das sowohl Joe als auch Norma nie ein wirklich normales Leben leben ließ. Ich habe es genossen in eine für mich fremde Welt und kam mit dem männlichen Sprecher auch bestens zurecht. Lediglich für die kleine und später erwachsene Norma hätte ich mir eine frischere Stimme gewünscht. Dennoch vergebe ich sehr gerne vier solide Sterne verbunden einer von Herzen kommenden Lese- bzw. Hörempfehlung.

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