Es hätte ein schöner Tag werden sollen, als Stalin mit einer großangelegten Militärparade den Sieg über Nazi Deutschland feiert. Doch Schüsse am Rand der Veranstaltung töten zwei Jugendliche und nichts wird mehr so sein, wie es mal war. Bei der versuchten Aufklärung wird gnadenlos vorgegangen, hier wird nicht mal vor kleinen Kindern haltgemacht …
Ich muss gestehen, dass ich anfangs meine Probleme mit dem Buch hatte. Während ich den Vorgängerroman „Saschenka“ seinerzeit fast verschlungen hatte, tat ich mich diesmal schwer, in die Geschichte reinzufinden. Viele russische Namen kommen ins Spiel und ich dachte fast, nie wieder aus diesem Labyrinth herauszufinden. Doch langsam, aber sicher wächst einem das Buch ans Herz und schnell stellte ich fest, dass ich mir gar nicht alle Namen per se merken, sondern einfach nur im Hinterkopf behalten musste, wer zu den Guten und wer zu den Bösen zählte. Oh, und es waren eine paar besonders Böse und den Bösen. Fassungslos erfährt man als Leser von den fast unmenschlichen Verhör- und Foltermethoden, derer sich die Beamten und hochgestellte Persönlichkeiten bedienen. Keiner ist sicher selbst sechsjährige Kinder werden in die Mangel genommen. Mich schauderte beim Lesen und ich kann es mir schwerlich vorstellen, selbst unter einer solchen Diktatur zu leben. Ob es wohl zur heutigen Zeit besser geworden ist? Gerettet haben mich zwischendurch immer mal wieder kleine, zarte Liebesgeschichten, die eine menschliche Seite zwischen all der Gewalt durchblitzen ließen. Ich vergebe für den Roman „Kinder des Winters“ mit dem wunderschönen Cover an dieser Stelle vier von fünf Sternen mit einer nur bedingten Weiterempfehlung. Man muss schon etwas für das große, kalte Russland übrighaben, damit sich hier der Lesegenuss einstellt.
Comments