Ein Roman, der zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs spielt … jep, kenne ich … dachte ich … und dann kommt die mir bis dato unbekannte Autorin Margrit Cantieni daher, nimmt mich an die Hand und reist mit mir in die Schweiz, in der „Liebe in herzlosen Zeiten“ spielt. Überrascht muss ich schnell erfahren, dass ich wohl doch nicht alles weiß!
Margrit hat in ihrem Buch nicht nur den Krieg an sich, sondern auch die unterschiedlichen Konsequenzen beschrieben, die dieser auf die Menschen hatte. Durch die Augen und Ohren der beiden Hauptcharaktere Sofia und Marek erlebe ich als Leserin, was es heißt, anders zu sein. Marek und viele seiner Kameraden landen in den Kriegswirren als polnische Soldaten in einem Internierungslager in der Schweiz. Was zu Anfang „nur“ mit viel Heimweh verbunden ist, wird für ihn schnell zu einem Spießrutenlauf mit harten Konsequenzen. Er hat das Verbotene getan und sich in die junge Schweizerin Sofia verliebt. Auch ihr drohen Bestrafungen, sollte das Verhältnis ans Licht der Öffentlichkeit geraten, doch kann man die Liebe wirklich verbieten, nur weil die Verliebten zwei unterschiedliche Pässe haben? Und hat diese Liebe eine Zukunft?
Der Roman ist eher einer der ruhigen Art und dennoch so eindringlich geschrieben, dass man gar nicht anders kann als sich darin zu verlieren. Ich fühlte mich beim Lesen mehr als nur angekommen in der Schweiz, ich fühlte mich mitten drin und live dabei. Die verschiedenen Charaktere sind so großartig gezeichnet, dass nicht nur Sofia und Marek im Gedächtnis bleiben werden, sondern neben vielen anderen auch der verständnisvolle Vater Josef, die liebevolle und resolute Soldatenmutter Leonora und sogar der kleine Piep, der ja leider ein tragisches Ende findet. Die Höhen und Tiefen, die Marek und Sofia durchleben und ihre Zweifel und Nöte, die sie immer wieder plagen, gehen ans Herz. Die Vielzahl an Informationen über die Rolle der Schweiz und Polen im Zweiten Weltkrieg lassen durchblicken, dass sich die Autorin intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat. Ich freue mich von ihren Recherchen profitieren zu dürfen, die die Lücken in meinem Allgemeinwissen ein wenig kleiner werden lassen. Alles in allem war das Buch ein gut geschnürtes Gesamtpaket, das neben einer einfühlsamen Liebesgeschichte der besonderen Art auch einen tiefen Einblick in die Geschichte der Vierzigerjahre gewährte und mich sehr gut unterhalten hat. Hierfür vergebe ich gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl und empfehle das Buch vor allem denjenigen Lesern, die die eigentlich so neutrale Schweiz auch mal von einer anderen Seite kennenlernen möchten.
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