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Every cloud has a silver lining ...

Autorenbild: Isabel (engineerwife)Isabel (engineerwife)

Der neueste Roman der von mir sehr geliebten Autorin Anne Stern dreht sich diesmal primär um zwei Frauen. Zum einen lerne ich Lisa kennen, die sich als alleinerziehende Mutter durchs Leben schlägt und von dem Kindsvater zwar Unterhalt, sonst jedoch recht wenig Unterstützung erhält, da er aus der ehemals gemeinsamen Umgebung weggezogen ist. Lisa ist Musiklehrerin, nachdem es mit der Karriere als Berufsmusikerin, die allerdings nur die Mutter, nie sie selbst anstrebte, nicht funktioniert hat. Sie ist frustriert und fast einem Burnout nahe, so sehr überfordert sie die jetzige Situation. Als ihr Exmann Janusz Lisa überraschend das Angebot macht, den gemeinsamen Sohn Paul in den Sommerferien für ein paar Wochen mit nach Polen zu den Großeltern zu nehmen, versetzt sie das in leichte Panikstimmung. Wie soll sie die Zeit ohne Paul überbrücken? Ist er nicht ihr ein und alles? Plötzlich beginnt Lisa ihr eigenes Leben in Zweifel zu stellen. Wofür lebt sie? Wofür brennt sie? Warum ist ihr Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter so angespannt und was hat das alles mit der Vergangenheit und ihrem Großvater zu tun, der zu Kriegszeiten ein strammer Nazi war?

Zum anderen begegne ich Ute auf ihrem Kirschenhof, die ihrerseits – vor allem bedingt durch ihre raumeinnehmende Krankheit – mit sich hadert. Sie lebt allein mit ihrem alten Vater, der sich immer mehr in seiner Werkstatt und tief in seinem eigenen Inneren vergräbt und seiner Tochter gefühlsmäßig wenig beistehen kann. Als schließlich Lisa und Paul in Utes Kirschgarten stehen, scheint für sie ein wenig die Sonne aufzugehen und ein klitzekleiner Hoffnungsstreif zeigt sich am Horizont …

Aus abwechselnden Perspektiven erfahre ich im Laufe der 33 Kapitel, die sich auf 382 Seiten verteilen, mehr über die beiden Protagonistinnen, die beide schwer an ihrem seelischen und, wie in Utes Fall, körperlichem Gepäck zu tragen haben. Ich tauche mit ihnen ein in die Vergangenheit, versuche aber auch mit Lisa und Ute ihre Gegenwart zu verarbeiten, immer in der Hoffnung, dass das Leben doch eigentlich so viel mehr zu bieten hat, als die Beiden in ihrer jetzigen Situation zu sehen vermögen. Während ich Lisa am Anfang einfach nur schütteln wollte mit ihrem ewigen Gejammer über ihre doch so furchtbare Situation, hatte ich für Ute von Anfang an ein wenig mehr Sympathie, wenn auch manchmal wenig Verständnis. Umso begeisterter war ich miterleben zu dürfen, wie sich Beide im Laufe der Story weiterentwickeln und am Ende alles doch sehr viel positiver aussieht.

Wie von Anne Stern gewohnt, war auch „Wenn die Tage länger werden“ wieder in einem sehr bildhaften und flüssigen Stil geschrieben. Ich flog durch die Geschichte und war ganz überrascht, wie schnell ich das Ende erreicht hatte. Ich vergebe hier sehr gerne absolut verdiente vier Sterne verbunden mit einer uneingeschränkten Leseempfehlung.



 
 
 

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