Schon früh verliert Mascha Engel ihre Heimat in Galizien, eine Heimat, die sie im späteren Leben gerne unerwähnt lässt. Doch sie merkt auch, dass es nichts bringt zu verzagen und so schafft sie sich ein neues Zuhause im wilden Berlin der 20er Jahre. Von ihrer eigenen Familie im Stich gelassen, ja schon fast verachtet, ist es kein Wunder, dass sie sich zu dem stillen und bedächtigen Saul Kaléko hingezogen fühlt und mehr als einmal fragte ich mich beim Lesen, ob sie ihn als Mann oder mehr als Vaterersatz liebte. Er betet den Boden an, auf dem sie läuft und ist doch stark und klug genug, Mascha ihre Freiheit zu lassen. „Don’t fence me in“ ist ein alter amerikanischer Cowboy Song und ich kann mir wenige Menschen vorstellen, auf die der Titel besser passt als auf die junge und aufstrebende Künstlerin Mascha Kaléko. Während ihre Karriere Fahrt aufzunehmen scheint, gerät ihre Ehe immer mehr in Gefahr, als aus Maschas Flirtereien bitterer Ernst zu werden scheint. Der aufkeimende Judenhass tut sein Übriges, um ihr Leben schließlich auf den Kopf zu stellen …
Ich gebe zu, Gedichte gehören eigentlich nicht zu meiner bevorzugten Lektüre aber solch kluge und tiefgehende Lyrik wie sie aus Mascha Kalékos Feder geflossen ist, hat selbst mich als kritischen Leser tief beeindruckt und berührt. Die Autorin Indra Maria Janos, vielen vielleicht auch als Felicity Whitmore bekannt, hat aus einem Lebensabschnitt der Künstlerin einen biografischen Roman geschaffen, der immer wieder geschickt mit den jeweils passenden Gedichten gespickt ist, dass man gar nicht anders kann als sich beim Lesen ein klein wenig in die Protagonistin zu verlieben, obwohl ich ihr durchaus zwischendurch auch mal gegrollt habe. Ein wunderbar flüssig geschriebener Roman mit authentisch gezeichneten Figuren in originaltreuer Umgebung hat mir viele Stunden Lesevergnügen verschafft und so vergebe ich auch gerne die volle Punktzahl für den Roman und seine äußerst sympathische Autorin. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung. Das Buch eignet sich bestimmt auch hervorragend als weihnachtlicher „Stocking Stuffer“ für die ein oder andere Leseratte, nur mal so als kleiner Tipp!
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