Wie oft habe ich mir schon gewünscht, mich mit einer Zeitkapsel mal als stiller Beobachter in die Vergangenheit schicken zu lassen. Leider ist das nicht machbar doch der Berliner Autor Sebastian Guhr hat das Nächst- und Bestmögliche erreicht, in dem er mich auf eine Pilgerfahrt nach Amerika Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gehen ließ. Nachdem ich Abraham Lincoln, den späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten, kennenlernen durfte, fand ich mich schnell in einem munteren Zirkel von Transzendentalisten wieder, in dem ich „alte Bekannte“ wie Emerson, Alcott und Hawthorne entdeckte. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf Thoreau, genauer gesagt Henry David Thoreau, der damals mit seinem Rückzug in den Wald für einiges an Furore sorgte.
Der Roman, der in seinem Kern auf wahren historischen Ereignissen und Personen basiert, wechselt zwischen seinen Kapiteln jeweils zu Lincolns und Thoreaus Geschichte. Als Leser begleiten wir die Beiden über mehrere Jahre und dürfen teilhaben an ihren ganz individuellen Höhen und Tiefen. Mit seiner oft poetischen Ausdrucksweise macht Guhr ein wahres Vergnügen daraus. Ich gebe zu, man muss schon ein kleines Faible für diese Art Geschichtsunterricht der etwas ausgefallenen Art haben. Ich persönlich fühle mich bereichert und konnte mal wieder einige Wissenslücken für mich schließen. Von mir bekommt das Buch „Mr. Lincoln und Mr. Thoreau“ mit fünf Sternen die Bestnote und eine absolute Leseempfehlung für den amerikanisch- historisch interessierten Leserkreis.
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