Es ist doch immer wieder spannend, wenn Romane auf wahren Begebenheiten basieren, und genau deshalb hat mich Mechtild Borrmanns Idee zu diesem Roman auch gleich fasziniert. Sie nimmt mich mit auf eine Reise in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts als die gleichgeschlechtliche Liebe noch mit Gefängnis bestraft wurde und die neue braune Partei Deutschlands es sich auf die Fahne geschrieben hatte, diese an sich unschuldigen Menschen zu verfolgen und ans Messer zu liefern. Nicht besser erging es den Juden, denen ihrerseits nachgestellt wurde und die schon bald in Lebensgefahr schwebten. Wie hängt das nun aber alles zusammen mit den Briefen und den Unterlagen zum Verkauf einer Villa in Kassel?
Anhand von alten Tagebucheinträgen aus dem Tagebuch-Archiv Emmendingen webt die Autorin aus diesen Zutaten eine berührende Geschichte, die fast keine Wünsche offenlässt. Die beiden Geschwister Adele und Albert Kuhn sowie Richard Martens spielen die Hauptrollen im Roman „Feldpost“, bei dem ich eine Weile brauchte, bis sich die Puzzlesteinchen für mich zu einem Ganzen zusammenfügten. Wer liebt wen, wem kann man trauen und warum begeht einer von ihnen Suizid, wo sich doch alles zu fügen schien? Hört sich nach einer runden und faszinierenden Geschichte an und dennoch war dieses Buch, das erste aus der Feder von Mechtild Borrmann, das ein paar kleine Schwächen aufwies. Es hat mich nicht ganz abholen können. Ich ziehe deshalb ein kleines Sternchen ab und spreche trotzdem eine Leseempfehlung aus. Wenn diese Frau eines kann, dann ist es schreiben und recherchieren und ach … ich finde sie einfach großartig – sie ist eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen!
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